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Galaxienhaufen Abell 2029 und IC 1101



Es gibt elliptische Galaxien, es gibt Riesen-Ellipsen und es gibt IC 1101, sozusagen die Mutter aller Riesenellipsen. Sie ist wahrscheinlich zum jetzigen Zeitpunkt die größte uns bekannte Galaxie im Universum.

Aber zurück zum Anfang. IC 1101 ist eine Galaxie des Typs cD. Das kleine "c" steht für "central" und das große "D" für "diffus". Der Galaxientpy cD drückt also aus, dass IC 1101 im Zentrum des Galaxienhaufens Abell 2029 zu finden ist und einen riesigen diffusen Halo besitzt. Wie riesig? Ziemlich riesig! Weil der Halo keine fest definierte Grenze hat, gibt es natürlich unterschiedliche Meinungen darüber, wo die Galaxie nun tatsächlich aufhört. Mit einem Durchmesser von 4 Millionen Lichtjahren liegt man aber sicherlich nicht so falsch. Laut einer anderen Definition kann man auch den Radius nehmen, innerhalb dessen 50% des Lichts emittiert werden. Dieser Radius liegt bei IC 1101 bei 210.000 Lichtjahren. Zum Vergleich: bei Messier 87, einer der größten Galaxien des Virgo- Cluster beträgt dieser Radius gerade einmal 25.000 Lichtjahre. Damit ist IC 1101 nach dieser Definition 8x größer im Durchmesser und weist das 600-fache Volumen auf als Messier 87. Für die Anzahl der Sterne in IC 1101 findet man den kaum vorstellbaren Wert von 100 Billionen!

Doch woher kommen diese riesigen Galaxien? Man geht davon aus, dass sie aus der Verschmelzung von Riesenellipsen hervorgehen. So haben einige dieser cD- Galaxien mehrere Kerne, von denen jeder starke Röntgenemissionen aussendet. Das spricht für mehrere supermassive schwarze Löcher. Auch in IC 1101 könnte sich ein solches Monster verbergen. Die kaum vorstellbaren Dimensionen von IC 1101 spiegeln sich auch in der Masse des SMBH wieder - man geht von 40- 100 Milliarden Sonnenmassen aus, die dieses schwarze Loch auf die Waage bringen könnte. Einfach unglaublich!

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Nun aber genug der Vorrede - ran ans Okular! Mit 50cm Öffnung ist IC 1101 nicht sonderlich schwierig - und das trotz der Entfernung von mehr als einer Milliarde Lichtjahren. Wenn man diesen Lichtschimmer zum allerersten Mal wahrnimmt, dann ist das ein wunderbares Gefühl, besonders wenn man weiß, was sich dort gerade abspielt. Es ist schwer in Worte zu fassen, wenn man oben auf dem Berg steht, die Sterne über einem funkeln, der Wind in den Tannenwipfeln rauscht und man dieses kleine, diffus leuchtende Wattebällchen sieht - in Wirklichkeit die größte bekannte Galaxie im Universum mit 100 Billionen Sternen! Benötigt man unbedingt 50cm Öffnung? Wohl nicht. IC 1101 sollte auch schon mit 16" ganz gut zu sehen sein.

Die vielen anderen Galaxien in der näheren Umgebung sind dann aber nicht so problemlos machbar. Ich habe eine ganze Weile mit einer Vergrößerung von 270x unter meinem schwarzen Tuch verbracht und eine Galaxie nach der nächsten gesucht, aufblitzen sehen und von der Karte gestrichen. Das dauerte ein wenig - denn wenn ich ehrlich bin, ist mein Blick immer wieder ins Zentrum zu IC 1101 gewandert...



Galaxienhaufen AGC 2029 mit IC 1101 im 20 Zoll Dobson- Teleskop (Spiegelteleskop)