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Abell 104, Galaxienhaufen



Ich weiß nicht, warum es mich immer in die tiefsten Tiefen des Universums zieht – aber Entfernungen von mehr als 1 Milliarde Lichtjahren und weit entfernte Galaxienhaufen üben eine magische Anziehungskraft auf mich aus.

Vielleicht ist es der Gedanke, von der Schwärze des Universums umgeben zu sein und Dinge mit eigenen Augen zu sehen, die einfach unvorstellbar weit von uns entfernt sind. Vielleicht ist es aber auch das Wissen, dass Galaxienhaufen zu den größten Strukturen gehören die es gibt – Millionen Lichtjahre groß. Bevölkert von vielen Dutzend oder sogar hunderten Galaxien, die alle miteinander verwoben sind im kosmischen Tanz der Gravitation und in einer weit entfernten Zukunft zu einer einzigen riesigen elliptischen Galaxie verschmolzen sind und jegliche Individualität verloren haben.

Der Galaxienhaufen Abell 104 im Sternbild Fische direkt an der Grenze zu Andromeda ist so ein Kandidat. Er ist 1.1 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt bei einer Rotverschiebung von z=0.082. Mit einer Geschwindigkeit von 23.600 km/s entfernt er sich von uns – das sind knapp 10% der Lichtgeschwindigkeit. Er ist um einen 10mag Stern zentriert, ein weiterer heller 9mag Stern liegt ein paar wenige Bogenminuten entfernt. Das macht die Suche recht einfach. Diese Sternkette, zu der noch ein dritter schwacher Stern gehört, lässt Erinnerungen an Abell 2065 wach werden.

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Als ich den Cluster Anfang Oktober mit meinem 20“ f/3 Dobson Teleskop aufgesucht habe, war es schon recht kühl. Der Himmel war transparent und das Seeing gut. Optimale Bedingungen also. Denn genau wie schwache Sterne profitieren sehr schwache Galaxien von ruhiger Luft. Bei schlechtem Seeing ist es fast nicht möglich, derartige Objekte zu beobachten.

Die Position war schnell gefunden und eine helle Sternkette hat mir den Weg ins Zentrum von Abell 104 gezeigt. Dort angekommen nahm ich den POSS Ausdruck zur Hand, in dem ich schon zuhause die für mich machbaren Galaxien markiert hatte. Ich zog mir mein schwarzes Tuch über den Kopf, stöpselte die Kopfhörer ein und begab mich auf meine Reise durch den Galaxienhaufen Abell 104. Eine schwache Galaxie nach der anderen blitzte vor dem tiefschwarzen Himmelshintergrund auf und wurde auf der Karte abgehakt. Doch nicht jede Galaxie bekam ein Kreuz, denn sie waren einfach zu schwach für mein 50cm Dobson. Zwei Galaxien sind Vordergrundobjekte, so dass ich am Ende dieser Session 22 Galaxien in Abell 104 dingfest machen konnte.

Etwas mehr als eine halbe Stunde dauerte diese Reise, die mich 1 Milliarde in die Vergangenheit geführt hat. Es ist ein wunderbares Gefühl, nach dieser Zeit wieder unter dem schwarzen Tuch aufzutauchen und sich auf einmal wieder auf unserem Heimatplaneten wiederzufinden.



Galaxienhaufen AGC Abell 104 im 20 Zoll Dobson- Teleskop (Spiegelteleskop)