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Abell 665, Galaxienhaufen



Abell 665 gehört nicht unbedingt zu den Objekten, die man normalerweise auf irgendwelchen Beobachtungslisten findet. Das könnte daran liegen, dass das Licht von diesem Galaxienhaufen 2.26 Milliarden Jahre bis zu uns gebraucht hat und Objekte in dieser Entfernung bekanntlich eine sehr große Öffnung und einen sehr dunklen Himmel benötigen, um überhaupt gesehen werden zu können. Weil das Universum sich ja bekanntermaßen ausdehnt, ist Abell 665 heute nicht mehr 2.26 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt, sondern schon 2.45 Milliarden Lichtjahre. Er hat sich also fast 200 Millionen Lichtjahre von uns entfernt - mit einer Geschwindigkeit von 50.000 km/s.

Das Besondere an Abell 665 ist, dass er als einziger der vielen tausend Galaxienhaufen im Abell- Katalog (AGC) der Richness Class 5 angehört. Was das bedeutet? Über 300 Galaxien in diesem riesigen Haufen sind maximal 2mag schwächer als die dritthellste Galaxie. 300 Galaxien klingt nicht viel, aber wenn man sich einmal eine Aufnahme des HST von Abell 665 anschaut, dann versteht man die Bedeutung. Es ist eine umwerfend schöne Aufnahme. Mittendrin in diesem Cluster befindet sich eine riesige elliptische Galaxie, wegen der riesigen Entfernung aber nur wenige Bogensekunden groß. Sie trägt den leicht zu merkenden Namen "2MASX J08305736+6550299".

Und genau diese Galaxie war Ziel meiner Beobachtung, doch 2.3 Milliarden Lichtjahre tief in der unendlichen Schwärze des Universums ist auch mit 50cm Öffnung nicht mehr viel zu wollen - selbst dann nicht, wenn es sich bei dem Objekt um eine Riesenellipse handelt. Deren Dimensionen schon an sich kaum vorstellbar sind, die viele viele Billionen Sterne in sich vereint und in deren Zentrum ein ebenso gewaltiges schwarzes Loch von vielen Milliarden Sonnenmassen lauert...

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Entsprechend gespannt war ich, als ich mein 20" f/3.2 endlich auf die Position von Abell 665 richten konnte. War überhaupt etwas zu sehen? Und falls ja, was? Der Himmel über mir war dunkel und der Wind säuselte leise in den Tannen. Die Sterne funkelten nur leicht, ein Zeichen für gutes Seeing. Hoch über mir erstreckte sich der "Große Wagen", die Heimat von Abell 665. Entlang an Sternmustern hangelte ich mich in Richtung Abell 665 und nach wenigen Minuten erblickte ich die gesuchte Sternkette, die mir den Weg zur Riesenellipse weisen sollte. Die Vergrößerung schraubte ich auf fast 400x hoch und der Himmelshintergrund wurde tiefschwarz. Ich erkannte problemlos die Sterne, die auf der Hubble Aufnahme zu sehen sind. Doch von der Galaxie keine Spur. Nur Dunkelheit und das einsame Funkeln der schwachen Sterne...

Nach einigen Minuten blitzte dann mehrmals für einen ganz kurzen Augenblick ein diffuses Etwas hervor: die gesuchte Galaxie im Herzen von Abell 665 - 2.5 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt.

Ein unbeschreiblicher Moment, mit eigenen Augen eine Galaxie in dieser Entfernung zu sehen. Eine Galaxie, die sich immer schneller werdend von uns entfernt und in weiter Zukunft für alle Ewigkeit aus unserem Blickfeld verschwunden sein wird - ohne eine Chance, diese Galaxie danach jemals wieder sehen zu können...



Galaxienhaufen AGC Abell 104 im 20 Zoll Dobson- Teleskop (Spiegelteleskop)